[kreativ gesehen] 7: Freistellen mit Blende und Brennweite


Ein Motiv wirkt besser, wenn es sich von seinem Hintergrund abhebt. Hier spielen Form und Farbe, aber auch Schärfe und Unschärfe eine Rolle. Wie in [kreativ gesehen] 1 gezeigt lässt sich gezielte (selektive) Schärfe durch öffnen der Blende erreichen. In dieser Beispielreihe möchte ich den Zusammenhang zwischen großer Blende (kleine Blendenzahl!!!) und der verwendeten Brennweite zeigen. Alle Aufnahmen sind mit der größten möglichen Blendenöffnung (Anfangsblende) aufgenommen.

Da kein geeignetes menschliches Model spontan zur Verfügung stand mußte eine Fahne herhalten. Sie ist etwa so groß wie ein menschlicher Kopf und so können die Beispiele auch gut für Portraits gelten. Die Fahne wurde möglichst immer in der gleichen Größe wiedergegeben. Der Fotograf konnte also nicht faul hin und her zoomen, sondern mußt seinen Standort ändern ;-)

Verwendet wurden hauptsächlich ganz normale Objektive, so wie sie jeder Amateur verwendet. Eine Ausnahme bilden nur die beiden "Extrem-Brennweiten" zu beginn und Schluß des Beitrages. (Angegeben sind die tatsächlichen Brennweiten. Genutzt wurde eine Kamera mit APS-C-Sensor)

17mm bei Blende 2,8 - das ist so ein "Extrem." Der Hintergrund wirkt "kleiner" und auch noch schön unscharf. Durch den großen "Blickwinkel" ist jedoch sehr viel Hintergrund zu sehen. Bei einem Portrait würden allerdings unschöne Verzerrungen am Gesicht auftreten.

18mm bei Blende 3,5 - Fast keinen Unterschied zum Bild davor beim Standard-Zoom 18-55mm. Allerdings lässt sich selbst in dieser Bildgröße die deutlich schlechtere Schärfe erkennen. Beim Abblenden (also Blende weiter schließen, nächst höhere Blendenzahlen) wird die Leistung deutlich besser, der Hintergrund aber auch schärfer.

50mm bei Blende 1,7 - das gute alte beliebte "Standard-Objektiv" lässt den Hintergrund bereits gut verschwimmen. Es ist immernoch zu erkennen was sich hinter dem Motiv befindet. Das kann als zusätzliche Bildinformation durchaus erwünscht sein. Man sieht also auch wo das Bild aufgenommen wurde.

55mm bei Blende 5,6 - zeigt deutlich der Unterschied in der geringeren Anfangsblende des Standard-Zooms bei fast unveränderter Brennweite.

70mm bei Blende 4,0 - der Tele-Zoom (70-200m) zeigt bereits weinger Details im Hintergrund und wirkt dadurch ruhiger.

135mm bei Blende 2,8 - Früher gerne als Standard-Tele dazu gegeben, OK ist jetzt lange her. Hat nicht mal Autofocus. Aber seinen Trumpf, große Blendenöffnung und damit weniger Schärfentiefe spielt es auch nach 30 Jahren noch aus. Für Freaks die auch gerne ganz manuell fotografieren gibt es diese Linsen heute als Schnäppchen.

200mm bei Blende 5,6 - das lange Ende des Tele-Zooms. Trotz größerer Brennweite sind die Details hinter dem Motiv etwas weniger stark ausgeblendet. Ein Tribut an die 2 Blendenstufen Unterschied.

300mm bei Blende 5,6 - auch das bieten viele Zoom-Objektive. Die Details im Hintergrund werden übrigens immer weniger. Schon bemerkt?

Und zum Schluß noch ein "Extrem" 600mm bei Blende 11 - vom Hintergrund bleibt fast nichts übrig. Ich hätte die Fahne gerne ganz auf dem Bild gehabt, aber ich stand schon im Bad in der Badewanne. Weiter zurückgehen ging wiklich nicht.

Das Bild ist auch ein schönes Beispiel warum ich vom Kauf von Tele-Konvertern abrate. ;-)

Zusammenfassung:

Mit einer großen Blendenöffnung lassen sich bei allen Brennweiten Motive durch Unschärfe vom Hintergrund abheben. Je größer die Brennweite desto näher scheint der Hintergrund an das Motiv zu rücken, Details verschwinden zunehmend.

Für Portraits werden gerne mittlere Brennweiten benutzt, so etwa zwischen 50 und 135mm. Das Gesicht wirkt dann am natürlichsten, aber dazu demnächst mehr.