Das Strobist-Konzept

Der Blitz auf der Kamera, ein leidiges Thema. Das frontale Licht entspricht einfach nicht unserer gewohnten Sehweise.

Moderne "Aufsteckblitze" sind heute klein, aber in ihrer Leistung gewaltig. Neben hoher Leuchtkraft zeichnet die meisten aus, dass sie sich auch von der Kamera getrennt einsetzen lassen. Kamera und Blitz kommunizieren heute vielfach sogar drahtlos. Damit eröffnen sich auch in der Reportage-Fotografie neue Möglichkeiten.

Das Strobist-Konzept überträgt die Möglichkeiten der Studio-Fotografie auf die kleinen Aufsteck-Blitze. Wenige - und vor allem leichte - Zubehörteile machen aus dem Blitz ein mobiles Studio für draussen (on location). Ein kleines Leuchtenstativ, ein Blitz- und Schrimhalter, sowie ein weißer Durchlichtschirm und ein Reflektor reichen bereits für den Anfang. Nun kann, wie im Studio das Licht gestaltet werden. Der Schrim (sieht aus ein Regenschirm) sorgt z.B. für weiches Licht das bei Portraits die Falten im Gesicht verschwinden lässt.

Doch einen riesigen Vorteil habe ich noch gar nicht erwähnt: bei der Verwendung von Systemblitzen wird die Belichtung durch das Objektiv der Kamera gemessen - auch wenn der Blitz nicht auf der Kamera steckt - Dank drahtloser Kommunikation (Wireless-TTL). Somit braucht sich der Fotograf gar nicht um die Einstellung des Blitzes kümmern und eventuelle Korrekturen (Blitz +/-) werden an der Kamera eingestellt. Besonders praktisch wenn der Blitz ein paar Meter entfernt steht.

Sinnvoll ergänzen lässt sich die Ausrüstung mit zusätzlichen Blitzen und anderen Lichtformern. Damit kann das Licht gebündelt werden (z.B. Snoot), weicher oder härter gemacht werden (Reflex-Schirm, Softbox) oder eingefärbt werden (CTO-, CTB-Folien).

Natürlich sind große Studio-Blitze stärker vom Licht her. Eine große Halle lässt sich mit den "kleinen" Blitzen nicht so einfach ausleuchten (es sei denn man hat ganz viele davon). Doch als tragbare Alternative, besonders bei Personenaufnahmen ist die Strobist-Ausrüstung nur schwer zu schlagen.

Hier ein Einblick in meine Ausstattung. Verschiedene Schirme (weiß, silber/weiß, silber/schwarz), Stativ und Montage-Zubehör bilden die Grundlage. Neben dem System-Blitz dient ein alter Blitz die als "Slave" und kann den Hintergrund ausleuchten oder Highlights in den Haaren setzen. Ein paar Moosgummi-Platten dienen als "Snoot" oder "Gobo" und schränken die Leuchtwinkel bei Bedarf teilweise ein. Nicht im Bild ist der Reflektor. Alles lässt sich in einem leichten Rucksack verstauen und ist auch dort griffbereit wo man nicht mit Auto hinkommt.

Ein wahrer Meister dieser Technik ist der Photojournalist Joe McNally.